Warum ein Brustgeschirr?
Der Hals des Hundes ist ein für sein Sozialverhalten ein äußerst bedeutender und zudem überaus sensibler Körperbereich. Er ist sozusagen die “soziale Empfangsstation” – hoch empfindsam gegenüber positiven wie negativen Einflüssen. Berührungen an der Oberseite des Halses stehen in der Hundesprache für Dominanz, Berührungen an der Unterseite für Unterwerfung. Die Seitenpartien des Halses dürfen nur von vertrauten Freunden berührt werden.
Im Halsbereich des Hundes befinden sich lebenswichtige Organe wie Luftröhre, Kehlkopf, Speiseröhre, wichtige Arterien und Venen, die Mandeln, die Halswirbelsäule mit dem Rückenmarkskanal, Nervennester und deren Verzweigungen, die Schilddrüse und die Muskulatur. Trägt der Hund ein Halsband, zieht womöglich noch stark oder wird über den so genannten “Leinenruck” erzogen, werden diese Organe erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Gesundheitliche Schäden sind die Folge.
Studien haben erwiesen, dass ein gut sitzendes Brustgeschirr die Halswirbelsäule schont. Leider wird noch immer die Meinung vertreten, dass man einen Hund nur mit Leinenruck erziehen kann, und er im Brustgeschirr erst recht an der Leine zieht. Nun, Ziehen ist ein erlerntes Verhalten, da spielt es keine Rolle, welches Equipment der Hund trägt. In manchen Hundeschulen und Vereinen ist das Tragen von Brustgeschirren sogar grundsätzlich verboten. Wird der Hals des Hundes ständig mit Zug und Ruck traktiert, verursacht diese Umgangsweise mit dem Hund erheblich Verletzungen und Schädigungen an der Halswirbelsäule, Rücken und Kehlkopf. Kehlkopfquetschungen treten leider immer wieder auf. Außerdem kommt es zu Muskelzerrungen, Durchblutungsstörungen, Schwindel und Kopfschmerzen. In der Humanmedizin würde die Diagnose “HWS-Syndrom” lauten. Hunde fühlen die gleichen Beschwerden, aber sie können uns nicht sagen “Hör auf zu zerren, mir tut mein Kopf weh”. Die Lebensqualität des Hundes wird massiv beeinträchtigt – er wird zum Schmerzpatienten.
Über 80 % aller Hunde leiden an schmerzhaften Rückenproblemen, die natürlich auch Ursache vieler Verhaltensprobleme, vor allem Aggression, sein können. Und trotzdem begegnet man noch immer vielen Hunden und sogar Welpen, die an Würgehalsbändern “geführt” werden. Leider machen sich zu wenige Hundebesitzer und auch Trainer darüber Gedanken, was sie ihren Hunden bzw. denen ihrer Kunden antun. Auch wenn “nur” am Hals gezogen wird, es wird der gesamte Rücken in Mitleidenschaft gezogen. Viele Wirbelsäulenerkrankungen finden hier also ihren Ursprung.
Spätestens dann, wenn die Diagnose einer Rückenerkrankung vorliegt, sollte der Hund im Geschirr geführt werden.
Bei der Auswahl des Geschirres muss darauf geachtet werden, dass der Zugpunkt (Öse, an der die Leine befestigt wird) nicht genau an der erkrankten Stelle der Wirbelsäule aufliegt.
Eigentlich müsste man annehmen, dass ein Hund, der beim Ziehen im Halsband kaum Luft bekommt, es doch einfach lassen könnte. Dem ist nicht so. Der Hund hat nur eines im Sinn, nämlich diesem unangenehmen Reiz (Leinenruck an der Halsunterseite) zu entfliehen und zieht daher noch mehr.
Bei DOGFidence wird fast ausschließlich mit Brustgeschirr gearbeitet. Wir legen Wert auf einen schmerzfreien Umgang mit dem Hund.
Weitaus schonender und vor allem für empfindliche Welpen, Junghunde oder ziehende Hunde ist ein gut angepasstes Brustgeschirr. Beim Kauf eines Brustgeschirrs beachten Sie folgende Dinge:
- es sollte 5-fach verstellbar sein
- das Material sollte waschbar sein
- Rücken-und Bruststeg sollten lang genug sein, damit die Seitenteile des Geschirrs nicht unter den Achseln reiben
- das Geschirr sollte von zwei Seiten zu öffnen sein. Hunde mögen es oft nicht, wenn sie mit den Pfoten einsteigen müssen.
- Nylongeschirre sind empfehlenswerter als Ledergeschirre
- Der Rückensteg sollte fest vernäht sein, damit er beim Laufen nicht verrutscht
Es gibt Situationen, in denen man seinen Hund vielleicht mal schnell festhalten muss. Trägt der Hund ein Geschirr, hat man ihn am Rückensteg schnell gegriffen. Das Halsband ist oft im dicken Fell versteckt und es dauert zu lange, bis man den Hund dort gegriffen hat.
Ich freue mich über jeden, der bei seinem Hund das Halsband gegen ein Brustgeschirr umtauscht. Die Kommunikation und das Vertrauen zwischen Ihnen und Ihrem Hund werden verbessert und die positive Bindung wird gestärkt.
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